L’Amore Corto, ein Kurzfilm, der komplett von Italienern in New York produziert wurde

Im Gefolge seiner Erstaufführung am 14. Mai hat L’Amore Corto, ein italienischer Film über die Liebe, schnell die Aufmerksamkeit von Filmexperten auf sich gezogen und wichtige Ehrungen und Preise erhalten.

Wir wollen mehr darüber in einem Interview mit Laura Gasperini erfahren, der Regieassistentin und einer der Produzentinnen dieses Kurzfilms.

Über L’Amore Corto

1.    Beschreiben Sie L’Amore Corto für diejenigen, die ihn bis jetzt noch nicht gesehen haben.

Laura: L’Amore Corto ist ein Kurzfilm über eine Liebesgeschichte zwischen Lorenzo und Giulia, zwei italienischen „Charakteren” in New York, die ihren Traum in Erfüllung gehen lassen wollen: Einen „Spielfilm“ (alias eine Langzeitbeziehung) zu drehen, dafür müssen Sie das Budget auftreiben.

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Werden sie es auftreiben? Nun, Sie müssen sich den Film ansehen, um es herauszufinden!

2.    Warum ein italienischer Film in New York?

Laura: Ich habe Valentina Vincenzini, die Regisseurin, letztes Jahr im Juni getroffen, als sie mich für Farespettacolo.it interviewte. Einige Tage später erzählte sie mir, dass sie diese „Geschichte” im Kopf hat und sie wirklich gern einen Film daraus machen würde.

So entschieden wir uns, es „so italienisch wie möglich” zu machen. Italienisches Team, italienischer Ort, italienische Geschichte. Es war auch ein guter Augenblick, „so italienisch in New York“ zu sein, da das letzte Jahr das Jahr der italienischen Kultur in den Vereinigten Staaten war: Wir waren sicher, dass wir dadurch einige Unterstützung bekommen könnten.

3.    Was waren die Schwierigkeiten, diesen Film zu machen?

Laura: Wie bei jedem Independent-Film war die Hauptschwierigkeit: „Woher bekommen wir das Geld dafür?“ Und das insbesondere in so kurzer Zeit.

In weniger als einem Monat konnten wir durch Crowd-Funding ein ordentliches Budget und Sponsoren auftreiben: Wir haben in der Tat einen guten Job gemacht!

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Die Stärke von L’Amore Corto und möglicherweise der Grund für seinen Erfolg ist, dass er etwas Realistisches erzählt, etwas, mit dem Leute im Filmgeschäft (und nicht nur sie) jeden Tag umgehen müssen: Wie treibt man am besten das Budget auf, um ein Projekt zu verwirklichen?

Der lustige Teil ist, dass das meiste, was Lorenzo (der männliche Hauptperson) in dem Film tut oder sagt, Dinge sind, die uns tatsächlich passiert sind in den kurzen 25 Tagen der Vorbereitung, angefangen damit, die Mittel aufzutreiben, um ihn zu produzieren, bis dahin, ihn zu vermarkten und bekannt zu machen.

Bis jetzt, in den drei Monaten des Vertriebs in aller Welt, haben wir 18 offizielle Nominierungen und zwei Preise bekommen. Deshalb müssen wir sagen, dass wir mit den bisher erzielten Resultaten sehr glücklich sind und hoffen, dass wir noch mehr Preise bekommen.

4.    Was war Ihre Rolle bei der Produktion des Films?

Laura: Ich habe den Film mit Valentina Vincenzini und Francesca Cuccovillo co-produziert. Ich war auch die Besetzungschefin und die erste Regieassistentin am Set.

5.    Wie eng haben Sie mit der Regisseurin im kreativen Prozess zusammengearbeitet?

Laura: Ich habe von Anfang bis Ende sehr eng mit der Regisseurin zusammengearbeitet. Obwohl meine Hilfe eher auf der Produktionsseite des Prozesses zum Machen des Films lag, habe ich Valentina (der Regisseurin) auch im kreativen Teil assistiert. Aber ich habe ihr eine Menge Raum für ihre Ideen gelassen: Es war ihr erster Film, und es war für sie wichtig, mit ihren kreativen Möglichkeiten zu experimentieren. Ich glaube, das war richtig so.

6.    Ich habe gesehen, dass das Team hauptsächlich aus Italienern bestand, warum diese Auswahl?

Laura: Die Auswahl, eine Menge Italiener im Team zu haben, war der „natürlichste” Weg, vor allem deshalb, weil der Kurzfilm in italienischer Sprache ist.

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So war es für die meisten Teammitglieder leichter zu verstehen, was in der Geschichte vor sich ging: Einige Teammitglieder, zum Beispiel der Tonmeister am Set, mussten Italiener sein, damit sie die Sätze korrekt erfassten.

7.    Wie schwierig war es, den Film in New York zu produzieren und zu drehen?

Laura: Wenn Sie in New York City drehen, dann müssen Sie Schritt für Schritt den Vorgehensweisen folgen, die das Amt für Film des Bürgermeisters verlangt, es ist nicht schwer, aber wenn Sie die Regeln nicht befolgen, werden Sie sehr schnell des Platzes verweisen. Wenn Sie respektvoll sind, dann ist auch jeder respektvoll zu Ihnen.

8.    Was war die größte Herausforderung beim Machen dieses Films?

Laura: Nun, ich muss sagen, wir hatten eigentlich nur einen Tag!

Wir haben den Film in einem Tag gedreht und die B-Rolle für den “Musikvideoteil” am nächsten Tag, in etwa 4 – 5 Stunden. Die größte Herausforderung war, an drei Orten an einem Tag drehen zu können, während es draußen den größten Teil des Tages regnete.

Wir mussten mit dem ganzen Team und der Ausrüstung zweimal umziehen, und wir hatten an jedem Ort nur sehr wenig Zeit, aber schließlich konnten wir mit allem fertig werden, es hörte einige Stunden vor Sonnenuntergang auf zu regnen, und alles war schließlich gut!

Etwas mehr über Sie….

9. Wann wurde Ihnen bewusst, dass bei einem Film Regie zu führen und ihn zu produzieren, die Berufung Ihres Lebens war?

Laura: Ich verliebte mich in das Kino, als ich 2001 in Australien lebte. Ich hatte zufällig eine Menge „Aussie“-Freunde, die ihre Leidenschaft für das Kino auf mich übertrugen.

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Ich studierte Film an der Universität Pisa und machte meinen Abschluss 2011 an der New York Film Academy. Danach begann ich als Produzentin und Regieassistentin in vielen Projekten zu arbeiten und auch als freischaffende Macherin von Videos.

10.  Wie würden Sie Ihren amerikanischen Freunden Italien beschreiben?

Laura: Italien ist definitiv der „poetische” Ort, den man sich vorstellen kann. Es gibt die (schlechte) Sitte zu denken, wenn Sie Rom oder Mailand besucht haben, dass Sie dann alles gesehen haben, was Italien zu bieten hat. Falsch.

Ich habe meinen Freunden immer empfohlen, die kleineren Städte zu besuchen und die „Touristenrouten” so viel wie möglich zu verlassen, damit sie ein Gefühl davon bekommen, was das „richtige Italien“ ist.

11.  Welche Orte in Italien liegen Ihnen am meisten am Herzen?

Laura: Natürlich die Landschaft, aus der ich stamme, die Maremma in der schönen Toskana.

Ich komme einmal im Jahr dorthin zurück, und jedes Mal versuche ich, das Essen und die Aussicht so oft wie ich kann zu genießen.

Ein anderer Ort, an dem ich wirklich hänge, ist die schöne Stadt Pisa, woher die Seite meines Vaters in unserer Familie stammt. Ich liebe ihre versteckte Geschichte, und die Piazza dei Miracoli mit ihrem schiefen Turm ist meiner Ansicht nach eines der Weltwunder.

12.  In welcher Art von Filmen führen Sie gerne Regie?

Laura: Ich habe immer in Komödien Regie geführt und ich experimentiere mit der dokumentarischen Seite des Filmemachens, was ebenso viel Arbeit ist wie einen Film zu drehen, aber es lohnt sich ebenfalls sehr.

13.  Was ist Ihr Lieblingsfilm?

Laura: Ich glaube nicht, dass ich einen Lieblingsfilm oder ein Genre habe, ich variiere stark. Aus dieser Frage könnte ich eine lange Liste machen!

14.  Über welche Dinge in der Filmindustrie sind Sie am Meisten besorgt?

Laura: Ich glaube, der Hauptpunkt ist der „Mangel an Raum” für neue Regisseure. Wenn Sie nicht eine Tonne Geld haben, um Ihren Spielfilm zu produzieren, ist es sehr schwer, dass eine Produktionsfirma Sie auch nur bemerkt.

15.  Warum sollte man L’Amore Corto ansehen?

Laura: Man sollte L’Amore Corto ansehen, weil es Ihnen auf witzige Weise erzählt, wie schwer es ist, Ihre Träume in Erfüllung gehen zu lassen. Er ist kurz und süß, und lässt Sie gleichzeitig lächeln und nachdenken.

16.   Und jetzt, was sind Ihre Pläne in der Zukunft?

Laura: Ich hoffe wirklich, dass ich in Zukunft an einem Spielfilm arbeiten kann, hoffentlich bald. Ich würde auch gerne für eine große Produktionsfirma arbeiten und eine bekannte Filmproduzentin sein… eins Tages…

Ville in Italia wünscht Laura und L’Amore Corto alles Gute!