250 Gesten in Italien

Italiener haben zwei Sprachen, und die zweite kommt ganz ohne Wörter aus: Sie besteht gänzlich aus den italienischen Gesten und der Mimik, die die Italiener in der ganzen Welt berühmt gemacht haben.

Denken wir nur einmal an das freudige Bild von Roberto Benigni,dome_15346388_52080 wie er den Oskar für „Das Leben ist schön“ entgegennimmt: Was der Schauspieler mit seiner Körpersprache und seiner Mimik in diesem Moment rüberbringt, ist mehr als sich mit tausend Worten ausdrücken lässt. Vor allen Dingen zeigt er uns damit, dass er zweifellos Italiener ist, denn es ist fast unmöglich, einen Italiener ohne eine ausgeprägte Mimik zu finden.

Einem Artikel in “The Guardian“  von letzem Sommer zufolge, hat eine Studie unter der Leitung von Prof. Isabella Poggi der Universität Roma Tre gezeigt, dass Italiener täglich mit etwa 250 verschiedene Gesten kommunizieren, deren Komplexität und Umfang mit der Gebärdensprache vergleichbar sind.

Es handelt sich um eine eigenständige Sprache, die zunehmend zu einem prägenden Merkmal1 für das Made in Italy wird. Und wie alles, was die Bezeichnung des Made in Italy tragen darf, ist es im Ausland in Mode gekommen, vor allem seitdem der sizilianische Regisseur Luca Vullo, bekannt durch den Dokumentarfilm „La voce del corpo“ (wörtl.: „Die Sprache des Körpers“), begonnen hat, Workshops zur Gestensprache an englischen Universitäten anzubieten.

Diese Workshops basieren auf dem Dokumentarfilm (der vor jeder „praktischen Übung“ gezeigt wird) und werden von Italienbegeisterten aller Altersgruppen besucht, nicht nur von Studenten und Italienischschülern. Dies betont auch Vullo selbst in Ville in Italien, und erklärt auch warum:

„Diese außergewöhnliche Kommunikationsfähigkeit, die wir Italiener haben“, erklärt er, „fasziniert Ausländer, die im Vergleich zu uns oft körperliche Hemmungen haben. Für einen Italiener ist eine Geste nicht nur etwas, was ein Wort begleitet oder nur der Zierde dient: Sie hat eine eigenständige Bedeutung.

Wenn ein Italiener eine Bar betritt und einen Kaffee möchte, kann er sich selbst verständlich machen, ohne zu reden, und zwar auf eine Art und Weise, die Nicht-Italienern fast unmöglich ist. Besser als andere können wir unsere Gefühle mithilfe unseres Körpers ausdrücken, vielleicht, da wir in der Vergangenheit viele Invasionen erlebt haben und somit immer mit dem Drang gelebt haben, uns so schnell wie möglich verständlich zu machen.“

Gesten sind eine Möglichkeit, Distanzen und Barrieren zu überwinden; sie erzeugen Empathie und Wärme, und sie beschwören die Leichtigkeit und Poesie der italienischen Straßen und Plätze.

Dies beweist auch die Tatsache, dass Vullo seine Workshops in der ganzen Welt anbieten will: Er bekommt Einladungen aus Amerika, Australien, Norwegen, aus Universitäten, Kulturzentren und Verbänden, die sich mit der Kultur und Traditionen Italiens auseinandersetzen … und nach solch einem Workshop (der in jedem Fall schwer gänzlich zu verstehen ist, da italienische Gesten, wie jedes echte, originelle Produkt einer Kultur, einzigartig und unnachahmbar sind) bleibt nichts anderes zu tun, als nach Italien zu reisen, um das neu Erlernte anzuwenden!