Die Seen nördlich von Rom, ehemalige Vulkane

Der Latium wird meistens mit Rom verbunden, der Hauptstadt dieser Region Mittelitaliens.

Er ist jedoch nicht nur das Zentrum der antiken, römischen Kultur, sondern rühmt sich weiterer, unerwarteter Primate. Zum Beispiel wissen nur wenige, dass der Latium die Region der Seen schlechthin ist, mit seiner Anzahl an Seen, die die aller anderen italienischen Regionen übersteigt: von Küsten-Seen zu Seen vulkanischen Ursprungs, von künstlich angelegten Becken zu Gletscherrandseen, Quellseen, Felsenseen, Mooren und Teichen.

Rom (und eher noch die etruskische Kultur) hat diesem, durch Flüsse und Seen an Wasserreserven so reichen Gebiet viel zu verdanken, Reserven, die seit der Antike die Bildung von Ansiedlungen ermöglicht und gefördert haben.

Rom hat diesem, durch Flüsse und Seen an Wasserreserven so reichen Gebiet viel zu verdanken.

Jedoch zurück zu den Seen, der Latium rühmt sich sogar eines europäischen Rekords: dem der vulkanischen Seen, Seen, die sich in den Krateren erloschener Vulkane gebildet haben.

Hier finden wir vier Vulkan-Komplexe: Laziale, Sabatino, Cimino-Vicano, Volsino, aus jedem von denen eine gewisse Anzahl an Seen hervorgegangen ist.

Während die Seen der Colli Albani, Castel Gandolfo und Nemi, die Rom am nächsten sind, in waldiger und zum Teil rauer Landschaft befinden, präsentieren sich die meisten Seen des nördlichen Latium in sanfter Hügellandschaft mit Feldern und Weiden: hier sprechen wir vom Bolsena- und dem Bracciano-See und den kleineren, jedoch zauberhaften Seen wie Martignano, Monterosi, Mezzano. Zwischen diesen beiden Arten können wir den Vico-See in den Monti Cimini einstufen, der wegen seiner besonderen Charakteristiken zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.

Verbleiben wir im nördlichen Latium.

Der Bolsena-See, europäisches Primat

Der Bolsena-See ist Europas größter See vulkanischen Ursprungs. Nach dem Ausbruch des Vulsinio brach dieser in sich zusammen und bildete einen enormen Krater, der sich anschließend mit Wasser füllte. Er befindet sich im nördlichen Latium, an der Grenze zu Umbrien und Toskana und ist einer der wenigen italienischen Badeseen. Er hat zwei Inseln: Isola Bisentina und Isola Martana.

Bolsena-See

In der Umgebung dieser Seen kann man noch heute aussergewöhnliche Zeugnisse einer ruhmreichen Vergangenheit bewundern, die im XVI und XVII Jahrhundert von den Adelsfamilien Farnese, Orsini und Lante-Della Rovere ins Leben gerufen wurden. Eine weitere Besonderheit dieser Gegend ist, dass ihre Geschichte während und nach der Renaissance durch die Präsenz der Päpste geprägt wurde: Pio II Piccolomini, Sisto IV Francesco della Rovere, Innocenzo VIII Giovan Battista Cibo, Alessandro VI Rodrigo Borgia, Giulio II Giuliano della Rovere, Leone X Giovanni de Medici, Clemente VII Giulio de Medici.

Montefiascone

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In Montefiascone ein kaiserlicher Wein

Nicht nur Päpste, sondern auch Spuren des Kirchenstaates.

Der Panoramastraße im Uhrzeigersinn folgend, verlassen wir Bolsena, das Städtchen mit perfekt erhaltenem, mittelalterlichem Ortskern, das dem See seinen Namen gab und erreichen so Montefiascone, das nicht nur wegen seiner geographischen Lage berühmt ist (in 600m Höhe dominiert es den gesamten See), sondern auch und vor allem wegen seines Weines „Est! Est!! Est!!!“, ein trockener Weisswein mit angenehm fruchtigem Aroma. Es ist lustig, den Ursprung seines Namens zu erfahren. Man erzählt, dass im Jahr 1111 der flämische Prälat Johannes Defuk  mit Heinrich V, deutscher Kaiser, unterwegs nach Rom war, wo dieser von Papst Pasquale zum Kaiser des heiligen römischen Reiches gekrönt werden sollte.

Defuk liebte den guten Wein, und um sicher zu sein, nur das „Beste“ der italienischen Produktion zu kosten, schickte er seinen treuen Diener und Mundschenk Martino zur Erkundung voraus.

Dort, wo Martino guten Wein antraf, hinterließ er die Schrift „Est!“ an der Tür des Lokals. Das lateinsche “Est” bedeutet „es gibt“, und somit „hier gibt es guten Wein“. Der Wein, den Martino in Montefiascone kostete, war so gut, dass ihm ein einziges „Est!“ zu wenig erschien und er es somit dreimal an die Tür schrieb, mit insgesamt sechs Ausrufezeichen.

Im Gedenken an dieses Ereignis, veranstaltet Montefiascone jedes Jahr im August eine wichtige Wein-Messe mit Ausstellung und Verkauf der besten Erzeugnisse dieser Gegend: über den genannten “Est! Est!! Est!!!” hinaus kann man hier Aleatico di Gradoli und Cannaiola di Marta probieren. Während dieses Weinfestes finden verschiedene Veranstaltungen statt, unter denen die “In Cantina con Defuk” eine wein-gastronomische Tour durch alte Weinkeller. Der „Corteo Storico” erinnert an die Legende des Weines Est!Est!!Est!!!.

Weines Est!Est!!Est!!!

Die Insel Martana und die Königin Amalasunta

Montefiascone auf der Panoramastraße verlassend, stößt man auf Marta, das noch heute der Seehafen mit seinen Fischern ist, Capodimonte, mittelalterlicher Weiler auf einem zum See hin gerichteten Landvorsprung, dominiert von der  imposanten Rocca Farnese, Wohnsitz der Familie Farnese aus dem 16. Jahrhundert, auf Grotte di Castro, mittelalterlicher Ort auf einem Tuffsteinfelsen der Volsini-Berge mit seinen etruskischen Totenstädten aus dem VII Jahrh. v. Chr.  San Lorenzo Nuovo ist ein bewundernswertes Beispiel der Stadtplanung des 18. Jahrhunderts.

Einen Besuch wert sind auch die beiden Inseln des Bolsena-Sees: die gewundene Insel Bisentina, zu der man von Capodimonte mit Booten übersetzen kann und die Insel Martana gegenüber des gleichnamigen Ortes, die für ihre Legende der Königin Amalasunta bekannt ist, nach der diese zur Zeit der Goten hier gefangen gehalten und später auf Befehl ihres geld- und machtsüchtigen Cousins und Lebensgefährten barbarisch getötet wurde.

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Viterbo

Viterbo, die Stadt der Päpste

Weiter gen Süden, auf der Suche nach einem weiteren Kratersee, dem Vico-See, stoßen wir auf Viterbo, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Viterbo war 24 Jahre lang, von 1257 bis 1281, Sitz des Papsttums und hat so das Appellativ „Stadt der Päpste„ erhalten. Noch heute ist die Stadt von diesem Prunk gezeichnet, obwohl ihre Ursprünge bis in die Etruskerzeit zurückgehen.

Sie bewahrt einen der wichtigsten, monumentalen Reichtümer des Latium: aristokratische Gebäude, an Kunstwerken reiche Monumente, stimmungsvolle, mittelalterliche Stadtviertel, Kirchen und Kreuzgänge verschiedener Zeitepochen, schlanke Türme und elegante Springbrunnen aus „Peperino“, dem typischen Gestein der Bauten von Viterbo.

Der Vico-See

Der Vico-See, höchster See Italiens

In einer halben Autostunde erreicht man den Vico-See, der höchste unter den italienischen Seen, in über 500 m Höhe im Heren der Cimini-Berge. Dieser See gehört zu den Gebieten des Latium mit besonderem, naturalistischem Wert und wurde daher zum Naturschutzgebiet erklärt. Wenige Kilometer weiter östlich, mit Caprarola, bietet diese beinahe unbewohnte Landschaft Einblick in eine andere Welt, den Prunk der Geschichte und der Kunst Italiens.

Caprarola, Wiege der Renaissance und der Haselnuss-Schokolade

Modell genialer Stadtplanung, Werk des berühmten Architekten der Renaissance Jacopo Barozzi, auch Vignola genannt, der sie Pienza in der Toskana und Palmanova im Friuli Venezia Giulia gleichstellt, war Caprarola im Jahr 1995 Studienobjekt der Architekturschule von Prinz Charles von England.

Seine verschiedenartige Planung entlang der Achse der Hauptstraße „Via dritta“ endet auf der Piazza vor dem ‚Palazzo Farnese‘, der mit seinem wunderschönen, harmonischen Garten eines der besten Beispiele an Renaissance-Residenzen darstellt, an der die besten Architekten, Bildhauer und Maler dieser Zeit gearbeitet haben.

Caprarola

Caprarola ist ebenfalls berühmt für seine Haselnüsse, mit denen traditionelle Süßspeisen wie z. B. tozzetti, amaretti und pampepati hergestellt werden und denen ein spektakuläres Fest gewidmet ist, das jedes Jahr Ende August stattfindet. Die Verarbeitung der Haselnüsse hat eine kleine Industrie ins Leben gerufen, die eine dem Nutella ähnliche, jedoch an Farb- und Konservierungsstoffen freie Creme herstellt: die Nellina.

Sport und Entspannung in Bracciano

Die Reise zur Entdeckung der Kraterseen des Latium endet mit dem Bracciano-See, auf halber Strecke zwischen Rom und Viterbo, auf dem, dank des Naturparks Bracciano-Martignano mit sehr limitiertem Motorboot-Verkehr, auch Wassersport praktiziert werden kann. Der Park umfasst den kleinen, ebenfalls vulkanischen Martignano-See, der sich durch seine beinahe perfekt runde Form auszeichnet. Diese beiden Seen werden auch als ‚Brüder‘ bezeichnet, da sie vom selben Vulkan erzeugt wurden.

Bracciano

Das Schloss Orsini-Odescalchi ist wahrlich eine Hochzeit wert

Über dem kristallklaren Bracciano-See erhebt sich der gleichnamige Ort, der vor allem für sein Schloss Orsini-Odescalchi bekannt ist. Innerhalb seiner Wehrmauer und den strengen Türmen kann der Besucher eine ausserordentliche Reise durch vier Jahrhunderte Kunst und Geschichte erleben, vom späten Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts: im Palazzo, einem dem Publikum zugänglichen Museum, werden wichtige Funde aufbewahrt, von wertvollen Gemälden, Fresken und Möbeln zu einer Sammlung von Waffen und Rüstungen aus dem XV und XVII Jahrhundert.

Das Schloss, das zuerst der Familie Orsini und später den Prinzen Odescalchi gehörte, in deren Besitz es noch heute steht, hat durch die Jahrhunderte hindurch wichtige Persönlichkeiten, Päpste und Herrscher, beherbergt, wie Papst Sisto IV della Rovere und die Königin Cristina von Schweden. In seiner langen Geschichte verflechtet sich die Politik mit dem Leben am Hofe und noch heute erweckt die von Legende umhüllte Erzählung über die unglückliche Liebe von Herzog Paolo Giordano I und seiner Gemahlin Isabella de’ Medici große Neugier. Dies scheint jedoch die Verliebten (besonders die berühmten), die aus aller Welt anreisen, um ihre Hochzeit hier im Schloss zu feiern, nicht abzuschrecken. Ein Ereignis für alle: die Hochzeit von Tom Cruise und Katie Holmesim Jahr 2006.

Museo Storico dell’Aeronautica Italiana

Auch Fliegen ist Geschichte

Und zu guter Letzt eine Kuriosität: nicht weit vom historischen Ortskern von Bracciano, in Vigna di Valle, Ufer des Sees, kann man das Museo Storico dell’Aeronautica Italiana besichtigen. Einst war es das experimentelle Zentrum der italienischen Luftwaffe, heute findet man hier Flugzeuge, die die Geschichte der Luftfahrt gemacht haben: hier wurde 1908 das erste italienische Militär-Luftschiff konstruiert.

Hier endet unsere Reise zur Entdeckung der vulkanischen Seen des Latium und wir sind bereit für einen Flug in andere Orte und andere Geschichten.

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