03 Feb 2014 Die Trulli
„Trulli” sind antike, kegelförmige Trockensteingebäude auf dem Lande, die eine der typischsten Ausdrucksformen bäuerlicher Lebensart Apuliens widerspiegeln. Aus der Entfernung erinnern diese Bauwerke an versteinerte Zelte und oft bieten sie einen nahezu märchenhaften Anblick.
Das Valle d’Itria ist besonders bekannt für seine „Trulli“, und ein ganzes Viertel der Stadt Alberobello in der Provinz Bari ist mit diesen Konstruktionen versehen, denen Alberobello ihren Beinamen „Hauptstadt der Trulli“ verdankt.
Andere Regionen von besonderer Bedeutung sind die Landschaften um Locorotondo (Bari), Martina Franca (Taranto), Cisternino, Ostuni, Fasano und Ceglie Messapica (Brindisi) sowie die Gebiete von Monopoli und Polignano a Mare (Bari).
Es ist schwierig, die genaue Herkunft der „Trulli“ zu bestimmen. Einige Gelehrte meinen, dass sie vor Christi Geburt von den Hethitern oder anderen Völkern eingeführt wurden, da ähnliche Bauwerke in Mesopotamien, Ägypten und auf Kreta gefunden worden sind.
Andere glauben, dass die Bauern der Gegend gelernt haben, die Trulli selbst anzulegen, indem sie Kalksteinblöcke verwendeten, die es in dieser Gegend in großen Mengen gibt.
Es hat den Anschein, dass der historische Grund für die Anwendung der Trockenmauertechnik beim Bau der „Trulli“ in einem Machtmissbrauch durch Feudalherren zu suchen ist, die nach Belieben die Bauern von dem Land vertreiben konnten, ohne ihre Rechte, insbesondere die eines „Bürgers“, anzuerkennen.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts siedelten sich verschiedene Familien in der Gegend von Alberobello an und bezogen die von den Bauern errichteten „Trulli“. Unter der Herrschaft des Grafen Giangirolamo Acquaviva d’Aragona entstand eine reguläre Gemeinschaft im offenen Verstoß gegen die Vorschrift, die es Feudalherren verbat, ohne Erlaubnis des Königs neue Städte anzulegen.
Der Tradition folgend, ließ der Graf bei Ankündigung königlicher Inspektionen die Trockenbauten nachts niederreißen und deren Bewohner ausquartieren, um erstere so schnell wie möglich wieder aufzubauen, sobald die Gefahr vorüber war.
Die Trulli von Alberobello sind zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden.
Es ist ein wunderbares Erlebnis, auf der Autobahn 172, auch bekannt als „Strada dei Trulli”, von Casamassima (in der Provinz Bari) bis Taranto zu reisen. Auf einer Strecke von 85 Kilometern kann man eine Landschaft mit unzähligen dieser zeitlosen, einzigartigen Bauwerke bewundern.
Bis zum heutigen Tag sind viele „Trulli“ noch immer bewohnt. Einige von ihnen wurden in hervorragender Weise restauriert und in wunderschöne Wohnsitze verwandelt. Oft werden sie gekauft oder als Sommerhäuser gemietet, in denen die Bewohner einen erholsamen Urlaub inmitten der Natur genießen können.