Che bella cosa!

Die Menschenmassen vom August haben den Strand verlassen und die italienischen Kinder bereiten sich auf die Schule vor. Meine Schwester und ich haben uns dazu entschlossen irgendwohin eine Erkundungstour in Italien von unserem Aufenthaltsort in Rom zu unternehmen. Wir brauchten nicht lange zu überlegen:  Wir beide lieben die amalfitanische Küste: 35 Meilen bezaubernde Küstenlandschaft südlich von Neapel. Da ich als Korrespondentin für das LIH Magazin für eine bestimmte Zeit gearbeitet habe, hatte ich Gelegenheit, Italien kennenzulernen, indem ich häufig von Norden nach Süden und auch umgekehrt zu reisen hatte. Ja, die italienischen Alpen sind hellblau, Portofino ist fantastisch und die griechischen Tempel in Sizilien sind atemberaubend, aber keiner von diesen Orten hat mich so sehr fasziniert und atemlos gemacht wie die amalfitanische Küste: Ville in Italia hat uns ein nettes Haus auf einer Klippe genau über der Küstenstraße in Praiano, einem Ort westlich von Positano vermittelt. Die einzige Zusammenfassung, die ich über unseren wunderschönen Trip machen kann, ist, das er einfach viel zu kurz war. Nächstes Mal versuchen wir es im Juni und bleiben zwei Wochen. Che bella cosa!

Eine Straße, hoch über dem blauen Meer 

Es gibt kein besseres Beispiel der Genialität eines Menschen, der von der Natur mit der Gabe versehen worden ist, ein einziges Szenario zu kreieren. Hier, wo eine dramatische Felsenseite, von wo aus man über das türkisfarbene Meer schauen kann, reich ist an Farben und Düften einer wilden, wunderschönen natürlichen Landzunge, verschönert mit kosmopolitischer arabisch-mediterraner Architektur und bunten Kirchenkuppeln, welche terrassenförmig über dem Meer gebaut sind.Amalfiküste

Es handelt sich um eine einfache vierstündige Fahrt von Rom, bis man endlich die Küstenstraße erreicht hat. John Steinbeck hat die Straße wie folgt beschrieben: “Eine Straße, hoch hoch über dem blauen Meer, welche sich gebogen und korkenziehartig am Rande des Nichts entlangschlängelt, eine Straße, die gerade groß genug geplant worden ist, um zwei Autos nebeneinander fahren lassen zu können.” Und es ist wahr; diese hypnotisierende Aussicht ist so verwirrend, das es an ein Wunder grenzt, das nicht mehr Unfälle passieren.

Anstatt eingeschränkt in einem kleinen Hotelzimmer zu leben, haben wir uns dieses Mal dazu entschlossen, eine Villa für eine Woche mit maximaler Freiheit und Komfort, träumend von einer wunderschönen Aussicht von unserer Terrasse, zu mieten. Ville in Italia haben für uns ein Haus auf der Klippe genau über der Küstenstraße in Praiano, eine Stadt westlich von Positano, gefunden. Schon fast dort angekommen, haben wir eine falsche Abzweigung südlich von Neapel genommen und landeten auf der gegenüberliegenden Küstenseite, in der Nähe von Salerno. Aber diese Abzweigung stellte sich als Glücksfall heraus, als wir begeistert entlang der gesamten Küstenstraße von Stadt zu Stadt an einem glorreichen Nachmittag mit unserem Cabriolet fuhren. Unser Stopp in einem Café, von wo aus man über das Meer in Maiori blicken konnte, mit einer Granita al Café, stellte sich als einer jener Momente im Leben heraus, die schöner nicht sein können.

Die Ankunft: Erst ein bisschen Limoncello, dann eine Terrasse mit Ausblick

Trotz unserer verspäteten Ankunft wartete der freundliche Besitzer der Villa mit dem Schlüssel und einem Willkommensgruß, bestehend aus frischen Feigen vom eigenen Feigenbaum, einem hausgemachten Kuchen für das Frühstück und einer Flasche ihres eigenen Limoncellos. Das Haus scheint ein Gemälde. Durchflutet von natürlichem Licht, kühl, ausgestattet mit sauberer Wäsche, blau und weißen sonnenlichtreflektierenden Kacheln und einer umfallend schönen Aussicht von unserer Terrasse. Es gibt noch eine zweite Terrasse mit Meerblick vom Schlafzimmer aus, welche privat genug ist, um nackt sonnenbaden zu können. Zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, ein Wohnzimmer, alle auf leicht unterschiedlichen Ebenen, mit der Welt zu unseren Füssen gelegen.

Ein weiterer Vorteil dieses entzückenden Hauses ist zweifelsfrei der Parkplatz für das Auto, unerlässlich für Erkunder der amalfitanischen Küste. Wir parkten dort das Auto und liefen einen sanft abfallenden zickzackförmigen Fußweg zu der Küstenstraße hinunter. Von dort führte eine weitaus steilere Straße hinab zum Strand, wo wir den Sonnenuntergang beobachteten, so begeistert wie Kinder, hier sein zu dürfen. Nach dem Abendessen im Il Pirata an einem Tisch direkt am Wasser gelegen (Spaghetti alle Vongole und Pezzogna all‘acqua pazza, ein üppiger lokaler weißer Fisch, gedünstet in Wasser mit Kirschtomaten und Kräutern, mit einer Flasche eines herben lokalen Weißweins) begann die Straße erschreckend steil abfallend auszusehen. Amalfiküste - StrandIch hatte einen Plan: Kichernd wie Schulmädchen stahlen wir uns in das Luxushotel, welches am Ende  des Steilabfalls gebaut worden war, und nahmen den Aufzug zum Haupteingang auf der Küstenstraße. Aber der Haupteingang wird nachts abgeschlossen, so dass wir den ganzen Weg wieder hinunter und anschließend wieder hinauflaufen mussten – ein sehr harter Weg dieses Mal. Nach einer einstündigen Wanderung bergauf, kamen wir kichernd zu Hause an und beschlossen, uns nie wieder ohne Auto zu bewegen.

Strände und Restaurants entdecken, und das wunderbare Gefühle, ein Insider zu sein 

Der Sonntag versprach brillanten Sonnenschein, so machten wir uns noch einmal auf den Weg zu unserem örtlichen Strand , Marina di Praia, heute vorhersehbar überfüllt, da auch alle Einheimischen hierherkommen. Es handelt sich um eine relativ kleine Bucht, drei Restaurants und ein Beachclub, der Sonnenliegen und Sonnenschirme um Platz wetteifernd, vermietet. Mir gefällt es, Leute zu beobachten und wir fühlten uns beide weitaus mehr  als Insider in diesem dramatisch natürlichem Nest als auf einem Plateau eines Hotelstrandes überfüllt mit ausländischen Gästen. Das Meer ist kristallklar und erfrischend. Ich schwebte hinaus und verschlang die wunderschöne Szenerie mit meinen Augen.

Zum Mittagessen wählten wir das am gewöhnlichsten aussehende der drei Restaurants am Strand, kurioser Weise mit dem Namen Bar Mare Petit Restaurant, da wir zum Abendessen in dem vielbeschworenen Armandino nebenan einen Tisch bestellt hatten. Meine Tubetti e TotaniTubetti con totani, eine röhrenförmige Pasta mit Tintenfisch und Kräutern war einfach hervorragend. Und tatsächlich, unser gesamtes Mahl übertraf alles, was wir später im Armandino gegessen haben werden. Wir können es nicht abwarten, wieder zurückkommen zu können.

Am Montag ist es Zeit für eine kleine Erkundungstour. Wir haben gehört, dass ein Boot von Marina di Praia zu einem weitaus größeren Strand zehn Minuten entfernt nach Gavitella fährt. Der Bootstrip ist kostenfrei, sofern man später in dem einzigen Restaurant vor Ort speist. Es hörte sich sehr gut an, aber als wir dort ankamen, stellte sich heraus, dass uns zusätzlich Sonnenliegen und Schirme, plus einem Ecktisch auf der Terrasse des Restaurants zur Verfügung standen. Nach dem Sonnen und Schwimmen im atemberaubend klaren Meer, waren wir bereit für etwas frischen Fisch und einen wundervollen Blick auf Positano, das auf dem uns gegenüberliegendem Berg gebaut ist. An jenem Abend gingen wir zur Bar Il Sole hoch über Gavitella, um einen Gin und einen Tonic als Aperitif zu uns zu nehmen, während wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang über Positano beobachten konnten. Zum Abendessen gab es einen deliziösen Hähnchensalat zu Hause, und ich empfand es als sehr erholsam, sehr früh zu Hause zu sein. Am nächsten Morgen strömte das Licht in unser Haus herein und ich wurde mit einem Blick auf den Sonnenaufgang belohnt. Von unserer Terrasse aus scheint das Meer ein Spiegel zu sein und dieses Wohlbefinden hat mich für lange Zeit gefangen gehalten. Später, während einer langen, angenehmen Dusche genoss ich den Anblick der Boote, die an dem kleinen offenen Fenster hoch über der Bucht gelegen, vorbeifuhren.

Betrachte die Küste vom Meer aus, aber genieße die Schönheit des Meeres vom Land. Die Grotta dello Smeraldo und Scialatelli allo Scoglio: Zwei himmlische Erfahrungen

Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch an der amalfitanischen Küste im Jahr 1980 und ein örtlicher Aristokrat sagte zu mir: “Die Küste muss vom Meer aus gesehen werden“. So buchten wir eine Bootstour (maximal acht Personen) für den nächsten Tag entlang des Küstenstreifens.Positano Als wir morgens am Dock ankamen, verschwand die Sonne hinter ein paar Wolken, welche wahrscheinlich einige Erkunder abgeschreckt haben. Ein traditionelles gelbes Fischerboot, ausgestattet mit Sonnenmatratzen zum Sonnenbaden, großen Strandtüchern und einem Kühler für kalte Softdrinks und Bier erwartete uns. Wie es der Zufall so wollte, waren wir die einzigen zwei Passagiere.

Nach ein wenig Schaukeln bei Positano, wohl die strahlendste aller Küstenstädte, begaben wir uns Richtung Fjord di Furore, dem einzigen Fjord in Italien. Das Boot fuhr direkt in die Enge unter der Brücke über der Küstenstraße, wo die italienischen Tauchmeisterschaften jedes Jahr im September abgehalten werden. Ein paar verstreute Häuser gebaut zwischen den dramatisch steilen Klippen geben den Eindruck einer skandinavischen Kinderkrippe wieder. Als nächstes fuhren wir zu der Grotta dello Smeraldo ( Emerald Grotto), wo alles genauso atemberaubend schön ist wie die Grotta Azzurra auf Capri und der Bootsmann gab uns die Gelegenheit, eine kleine Tour auf einem Boot durch die Grotte zu unternehmen. Man braucht ein klein wenig Vorstellungsvermögen, um sich die Formation der Felsen, auf die unser Reiseführer uns hingewiesen hat, von Mussolini zu Abraham Lincoln, vorzustellen, und es begeisterte uns, als er sein Ruder über das Wasser streifen ließ, wodurch tausende smaragdfarbene Tropfen im Wasser erschienen. Um dieses außergewöhnliche Lichtspiel in vollen Zügen genießen zu können, wäre die beste Zeit, so unserer Gruppenführer, die Grotte zu besuchen, zwischen elf und zwei Uhr, wenn die Sonne am höchsten steht.Grotta Azzurra

Während wir an antiken Städten vorbeifuhren, lernte ich die exquisiten, byzantinisch architektonischen Eigenschaften schätzen und ich zählte die sarazenischen Türme, die entlang der Küste vor tausenden von Jahren erbaut wurden, um nach Piraten Ausschau zu halten. Wir legten eine kleine Pause zum Schwimmen im Arco Naturale ein, einem natürlicher Felsbogen, wo das Wasser smaragdklar und bis zu 6 Meter tief ist. Selbstverständlich kannte unser Fischer den am geeignetsten Aufenthaltsort. Auf dem Weg zurück nach Praiano, konnte ich nicht widerstehen, ein weiteres Mal im Innern der Grotto dello Pallone zu schwimmen. Als wir an der Bar Mare Petit Restaurant ankamen, erzählte der uns begrüßende Kellner, dass „Mama“ heute Sciallatielli allo scoglio ( grob geschnittene hausgemachte Nudeln mit einer pikanten Sauce aus gemischtem Schellfisch) zubereitet hat, was ich nur als himmlisch bezeichnen kann. Anschließend bot er uns einen farbenprächtigen, von der Familie selbstgemachten Likör aus frischer Melone, wilden Erdbeeren und selbstverständlich aus den berühmten amalfitanischen Zitronen an. An jenem Abend unternahmen wir eine Art von Wallfahrt zur Bar del Sole, um den Sonnenuntergang mit einer Pizza in der Trattoria San Gennaro, welche oberhalb der majolikanischen Kuppelkirche liegt, zu genießen.

Amalfi, Positano und Ravello: Wo selbst ein Regentag magisch erscheint

Ein Tag während eines Aufenthalts an der amalfitanischen Küste müsste für das Shoppen und das Besuchen der Kunstgallerien in Positano reserviert werden. Unser Tag wurde durch ein leichtes Mittagessen im eleganten Hotel Sirenuse perfektioniert. Auf der luxuriösen Terrasse ist man umgeben von Positano und dem Meer, inmitten der wahren fantastischen Schauplätze dieses Planeten.

Selbstverständlich regnet es auch im Paradies manchmal, aber in dieser Küstenstadt können selbst bewölktes Wetter und ein paar Schauer dieser wunderschönen Erfahrung keinen Abbruch tun.  Es gibt so viel zu tun und sich anzusehen, dass die Auswahl dieser Schönheiten ein Problem darstellt. Amalfis erstaunliche Kathedrale und der Kreuzgang, die steilen Straßen, die zur jahrhunderte alten Papierfabrik führen, liegt nur zehn Minuten entfernt. Die archäologischen Schätze Pompeis  und Erculanums, selbst für die unvorstellbar gut erhaltenen Tempel in Paestum im Süden lohnt sich ein Eintagetrip entlang der Küste. Nachdem wir schon mehrmals dagewesen waren, denken wir  an unserem Regentag über eine Spritztour nach Capri nach, dem Schmuckstück unter den Inseln, die nur dreißig Minuten von Positano entfernt liegt und mit einem Hoovercraft sehr gut zu erreichen ist. Auf Capri findet man einen ganz unterschiedliche Stimmung vor, weitaus kosmopolitanischer, eleganter und anspruchsvoller als die entspannte Atmosphäre entlang der Küste, aber diese kurze Reise lohnt sich, um zu entspannen und sich wieder aufzuladen.

Selbstverständlicher Weise beinhaltete unser Plan am Regentag auch einen Besuch Ravellos, fünf Kilometer oberhalb Amalfis gelegen, wo die Gärten und die Aussucht seines Gleichen sucht.Ravello Wir besuchten die Villa Ruffolo, jener Garten, der Wagner’s Garten in Klingsor im „Parsifal“ inspirierte, und dessen tolle Aussicht von der Küste über das Meer ihn sicherlich zu einem der spektakulärsten Veranstaltungsorte für ein dreimonatiges jährliches Musikfestival  auf der Welt werden lassen. Nach einem Drink in einem der sagenhaften Hotels entlang der Belvedere auf der Via San Giovanni del Toro besuchten wir die Villa Cimbrone, wo alte romantische Skulpturen die rare Schönheit dieses Panoramas unterstreichen. Genau westlich von Ravello, von der Stadt Scala aus, überquert  einer der denkwürdigsten Wanderwege, die man sich nur vorstellen kann, die Felsen und stößt bis zum Meer vor.

Bevor wir die Küste verlassen, hielten wir an der Bar des berühmten San Pietro Hotels außerhalb von Positano, wo ein Aperitif  eine Pflicht ist. Seine zauberhafte Terrasse bietet den besten Blick von Positano, besonders wenn die Sonne dahinter verschwindet.  Anschließend buchte ich uns einen Tisch auf der Terrasse meiner bevorzugten Trattoria an der Küste, La Brace, in der Nähe von Praiano, wo die funkelnden Lichter Positanos mit den Sternen im Nachthimmel um die Wette eifern. Nicht nur der Fisch und die traditionelle amalfitanische Kost sind außergewöhnlich, nein auch der liebenswürdige Eigentümer/Gastgeber Giovanni behandelt seine neuen Gäste genauso wie seine Stammgäste.