Venedig

Myisteriöse Reiserouten. Die Weintraße zwischen Venedig und Leonardo da Vinci

Venedig fasziniert vor allem für seine misteröse Geschichte, eine Geschichte, die zum Großteil noch zu entdecken gilt.

Venedig kann man auch durch das Studium antiker Weinreben entdecken: das Projekt des „Consorzio Vini” mit dem Ziel, durch die Untersuchung des DNA den Ursprung, die Herkunft sowie die Charakteristiken der antiken Reben der Lagune zu entdecken und Anlagen zu gründen, aus deren Studium eine regelrechte Reben-Gen-Bank ins Leben gerufen wird.

Die Stichproben wurden an 11 Orten zwischen der nördlichen Lagune (Insel Torcello, Vignole, S: Erasmo), Stadt Venedig und südliche Lagune (Lido Alberoni, Pellestrina und San Lazzaro degli Armeni, die Lieblingsinsel des romantischen Dichters Byron mit ihrem Mechitaristenkloster und seinem wunderschönen Garten).

Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci

Die Kartierung der alten Weinstöcke Venedigs sieht die Realisierung zweier Weinfelder vor: eins auf Torcello (bereits vervollständigt) mit der Restaurierung der Rebreihen aus den 70er Jahren, das andere auf dem Grundstück des Klosters der unbeschuhten Karmeliten. Die Insel Torcello, die mittlerweile fast unbewohnt und in eine Atmosphäre beeindruckender Stille gehüllt ist, liegt sehr abgelegen. Man erreicht sie, nachdem man auf Burano, der für ihre farbenfrohen Häuser, das Klöppel-Handwerk und den schiefen Glockenturm bekannten Insel, Halt gemacht hat. Die der hlg. Maria Assunta gewidmete Kathedrale von Torcello stammt aus der Zeit um 639 und ist eine der antiksten, heute existierenden venezianisch-byzantinischen Bauten der Lagune. Der nturwissenschaftliche Direktor des Projekts ist Prof. Attilio Scienza der Mailänder Universität. Dank seiner Unterstützung haben die Arbeiten zur Bewahrung alter Weinstöcke zwischen Venedig und den Inseln der Lagune beginnen können: Nachforschungen in Klöstern, Gärten und vielen anderen Orten in der Hoffnung, Exemplare zu finden, die der Reblaus standgehalten haben. Durch die Wiederherstellung der antiken Weinfelder wird nicht nur Venedig sein Weinanbau-Vermögen zurückgegeben, sondern unterstreicht die glorreiche Vergangenheit dieser Stadt, die Rolle als blühender Handelshafen, die Atmosphäre ihrer ‚Calli‘ (den typischen, venezianischen Gassen umrahmt von ununterbrochenen Häuserreihen) und der Gasthäuser.

San Lazzaro degli Armeni - Venedig

San Lazzaro degli Armeni – Venedig

Diese „geheimnsivolle“ Weinstraße bringt uns unglaublicherweise zu Leonardo da Vinci. Die Verbindung ist Attilio Scienza, Hauptfigur eines historischen Romans, in Form eines Krimis geschrieben, der von einem antiken Weinberg und der Vorbereitung der Expo 2015 handelt: „Il Vigneto Da Vinci“ von Giovanni Negri. Das Hauptthema des Romans ist das Verschwinden von Attilio Scienza und der antike Weinberg, wie schon der Titel sagt, ist der, der in der Spätrenaissance Leonardo da Vinci gehört haben soll. In der Zeit, in der er sich in Mailand aufhielt und zu der Gruppe der Künstler gehörte, die den Hof von Ludovico il Moro belebten, forderte der toskanische Künstler und Forscher für seine Dienste vom Herzog einen Weinberg beim Haus, in dem er Gast war, Casa Atellani in der Nähe des Doms. Leonardo wollte einen Weinberg sowohl aus Liebe zum Wein, als auch wissenschaftlichem Interesse. In der Tat, unter seinen Zeichnungen finden wir einige Prototypen von Zementbecken und Fässern für den Wein.

Abendmalssaal (Cenacolo) - Leonardo da Vinci

Abendmalssaal (Cenacolo) – Leonardo da Vinci

Casa Atellani befindet sich im Corso Magenta, nur wenige Schritte von der Kirche Santa Maria delle Grazie, wo das Genie der Renaissance den Abendmalssaal (Cenacolo) malte. Der Weinberg mit „Malvasia di Candia“-Reben wurde verpflanzt und wird auf der Expo 2015 zu sehen sein, auf der seine „Strapazen“ vom 16. Jahrhundert bis heute illustriert und von Experten erklärt werden.

Vom Projekt des „Consorzio Vini Venezia“, begonnen im Jahr 2010 zusammen mit den Universitäten Padua und Mailand und dem CRA-Vit von Conegliano, wird auch im Buch „Il vino nella storia di Venezia“ (Der Wein in der Geschichte Venedigs) von Carlo Favero erzählt, das die Beiträge von einigen der größten Kennern der Geschichte des Verhältnisses zwischen Venedig und dem Wein aufführt und somit die Grundlage für eine moderne Geschichte der Önologie dieser Lagunenstadt darstellt.

„Malvasia di Candia“

„Malvasia di Candia“