26 Feb 2014 Winzer am Ätna: Mick Hucknalls Weingut in Sizilien
Der Wein gehört zu Italiens angesehensten Botschaftern weltweit.
Durch seinen Geschmack, seinen Geruch und sein Gefühl kündet Wein von der Schönheit und Harmonie des Gebiets, in dem er hergestellt wurde. Es ist kein Zufall, dass viele international berühmte Sänger – Peter Gabriel, Sting, Mick Hucknall und Jim Kerr, um nur einige zu nennen –, beschlossen haben, in Italien Wein anzubauen, um damit nach der Authentizität zu suchen, die einem nur der direkte Kontakt mit Natur und Tradition bringen kann.
2001 gründete Mick Hucknall, der Leadsänger von Simply Red, in Sizilien das Weingut „Il Cantante“ an zwei Hängen des Ätna: mit Blick aufs Meer von der Gemeinde Sant‘Alfio im Osten aus; und im Norden zwischen Castiglione di Sicilia und Randazzo.
„In der Erntezeit bin ich fast immer dort, weil ich diese magische Phase des Weinbaus liebe, die sich am Ätna immer in eine Party verwandelt. Das sind die Tage, an denen ich selbst aktiv teilnehme. Oft ist es sehr anstrengend, aber die Umgebung ist richtig spektakulär und voller Düfte, Farben und Menschlichkeit, und das finde ich umwerfend. In diesen Momenten tanke ich Lebenskraft.“
So beschreibt Hucknall seine neue Tätigkeit. Das hören wir von Salvo Foti, einem Önologen und Agrarwissenschaftler. An diesen Experten hatte der Sänger sich gewandt, um mit dem Weinanbau zu beginnen. Foti erklärt, dass der Ätna eine zentrale Rolle bei Hucknalls Entscheidung spielte, da dieser sich sofort zum Vulkan hingezogen fühlte:
„Mick besuchte den Ätna mit einem Freund, dem ein ‚Palmento‘ (eine traditionelle Kellerei) und ein Weinberg gehörten, der mehr oder weniger aufgegeben worden war. Er begann sofort darüber nachzudenken, im ‚Palmento‘ seines Freundes wieder Wein herzustellen und ein paar Weinberge zu kaufen, um Ätna-Wein zu produzieren, der den Vulkan, zugleich aber auch den Respekt vor dem Land und den örtlichen Traditionen zum Ausdruck bringen würde.
Der Ätna ist wie der ‚Nabel der Welt‘, eine Art Norden im Süden. Man findet hier eine berauschende Mischung aus Kälte, Schnee und Eis, aus dem Einfluss des Meeres, starken Temperaturschwankungen und vor allem der Kraft dieses urtümlichen Vulkanbodens, der gewaltige Energie verströmt.“
Hier wurde 1435 („vor der Entdeckung Amerikas“, wie Foti betont) „La Maestranza dei Vigneri“ gegründet, ein Zusammenschluss, der darauf abzielte, die Winzer zu schulen, um Wissen und Erfahrung der Weinbauern vom Ätna an künftige Generationen weiterzugeben.
„Man muss zuerst die Menschen kultivieren, dann den Wein“, sagt Foti, der sich 1999 dasselbe Ziel setzte, als er die „Maestranza“ neu ins Leben rief, indem er ein Konsortium von Weingütern gleichen Namens gründete.
Zu ihm gehören sieben Güter, die in den wichtigsten Weinbaugebieten Siziliens liegen, die auch kulturell und landschaftlich besonders schön sind: auf den Inseln Lipari und Pantelleria, am Ätna, in der Calatino-Region, genauer den Wäldern von Santo Pietro, bei Ragusa und Noto und im Gebiet Vendicari, einer besonders reizvollen Landschaft.
„Die Eigentümer dieser verschiedenen Weingüter sind Geschäftsleute, Bauern, Freiberufler und Künstler, Sizilianer und Nicht-Sizilianer, die beschlossen haben, der Philosophie der ‚Vigneri‘ zu folgen: Wein anzubauen und zugleich die Landschaft zu bewahren und zu bereichern“, fährt Foti fort.
„Vor allem die älteste Weinanbautradition auf Sizilien und am Ätna erfordert die Hauptarbeit im Weinberg. Dabei wird Pflanze für Pflanze mithilfe der ‚Alberello‘- oder Kopferziehungs-Rebschnitt-Methode bearbeitet. Dieses Weinbauverfahren wird schon seit 2000 Jahren angewandt und ist nicht mechanisierbar.“
Tatsächlich ist das Symbol der „Vigneri“, wie es auf Flaschen abgebildet ist, ein kopferzogener „Alberello“-Weinstock nach dem Rebschnitt. Dieses Symbol geht wie die Maestranza“ auf das Jahr 1435 zurück.
„Eine Rebe, die auf diese Weise herangezogen wird, befindet sich in solcher Harmonie mit ihrer Umwelt, dass sie hervorragende Trauben für die Weinkelterung hervorbringt, ohne dass man auf Chemie zurückgreifen muss. Diese Harmonie wird durch die Art, wie die Pflanzen kultiviert werden, und durch die Anlage oder Wiederherstellung von Trockenmauerterrassen auch ästhetisch ausgedrückt“, beschließt Foti seinen Vortrag.
„Rechnen wir noch die Menschlichkeit unserer Winzer hinzu, die glücklich sind, wenn sie in ihre Arbeit eintauchen können. Der Wein, den wir herstellen, ist auch der, den wir täglich trinken. Wir keltern die Trauben mit unseren Füßen auf Lavastein, um seine sinnlichen Charakteristika zu bewahren.“