29 Nov 2013 Auf der Spur der Eiscreme
Das Bild von Julia Roberts, wie sie ein Eis auf der Piazza Navona im Film „Iss, bete, liebe“ genießt, ist um die Welt gegangen.
Rom und Eiscreme, zwei unbestrittene Symbole Italiens. Aber Eiscreme findet man nicht nur in Rom: Wenn wir es zulassen, von dieser italienischen Delikatesse verführt zu werden, werden wir auf eine ungewöhnliche Reise zu den „süßesten“ Orten der italienischen Halbinsel geschickt. Das erste Eiscremerezept wurde im antiken Rom vom General Quinto Fabio Massimo erfunden. Man brachte Schnee vom Berg Terminillo nach Rom genauso wie per Schiff vom Etna und vom Vesuv. Nero hat wohl aus eigener Schuld heraus unter Verdauungsstörungen gelitten, genauso wie der Herrscher Heliogabalus, an dessen Hof enorme Mengen an eisgekühlten Getränken verkonsumiert wurden. Mit dem Fall des römischen Reiches und dem Aufzug des Mittelalters verschwand die Eiscreme, aber nicht im Osten, wo die Erfindung dieses eisgekühlten Getränkes weiter perfektioniert wurde. Zur Zeit der Renaissance kamen sie vom Osten zurück nach Europa und begannen auf Sizilien, einem Land reich an Früchten und Schnee. Die sizilianischen Eiscremehersteller erlernten ihr Handwerk von den Muslimen, perfektionierten diese Rezepte aber mit Hilfe ihres eigenen Erfindungsvermögen; so begann eine Konditoreitradition gefüllt mit echten Delikatessen, einschließlich Wassereis, ein Produkt, das wahrscheinlich am meisten dem Rezept seiner Vorgänger ähnelt.
Von Sizilien aus begann sich die Eiscreme durch ganz Italien zu bewegen: Von Neapel nach Florenz, Mailand und Venedig, bis hin in den Norden Europas.
Es war ein Sizilianer, Francesco Procopio die Coltelli (einige behaupten, er sei aus Palermo, andere sagten, er käme aus Acitrezza), der an das Geschäft mit der Eiscreme einen industriellen Maßstab setzte. Francesco war ein Fischer, der eine Eiscrememaschine von seinem Großvater geerbt hatte und sich entschied, auf eine Abenteuerreise zu gehen. Nach vielen Misserfolgen und anschließenden Verbesserungen kam er nach Paris, wo er als brillanter Erfinder gefeiert wurde. 1686 öffnete er das „Cafe´ Procope“, welches zu einem der berühmtesten Treffpunkte in Frankreich wurde, und welches von Voltaire, Napoleon, George Sand, Balzac und Victor Hugo frequentiert wurde; noch heute ist es der Stolz und die Freude von Paris.
Neben Procopio die Coltelli wetteiferten zwei weitere Italiener um die Ehre, die Eiscreme erfunden zu haben, Ruggeri und Buontalenti, beide aus Florenz.
Wenn man der Legende Glauben schenken darf, war Ruggeri Geflügelverkäufer und Chefkoch in seiner Freizeit. Mit seinem Sorbet hat er einen Kochwettbewerb am Hof der Medici, der dem „einzig wahren Gericht“ gewidmet war, gewonnen. „Wir haben noch nie ein so exquisites Dessert probiert“, urteilte die Jury anschließend und so begann für Ruggeri eine Periode des Ruhms, welcher ihn bis nach Frankreich brachte, in den Sog der Catherine de‘ Medici, welche ihn bat, ihm nach der Hochzeit mit Henri, dem Herzog von Orleans und dem zukünftigen König von Frankreich 1533, zu folgen. In Marseille, während des Hochzeitsbanketts, stellte er sein Rezept „gezuckertes und parfümiertes Wassereis“ vor. Catherine verweigerte alle Geschenke und Geldgaben, um den guten Ruggeri bei sich zu halten, aber für ihn wurde der Ruhm zu einer Art Schreckensgespenst: Er wurde von allen Chefkochs in der Hauptstadt gehasst und boykottiert, und eines Abends wurde er sogar angegriffen, ausgeraubt und mit einem Knüppel geschlagen. Nach diesem Vorkommnis verließ er Catherine, in dem er ihr eine Nachricht mit dem Rezept seiner Erfindung zukommen ließ:“ Mit Ihrer Erlaubnis werde ich zu meinen Hühnern zurückkehren, in der Hoffnung, das man mich in Ruhe lässt, mir verzeihen wird und das man zufrieden sein wird, meine Eiscreme probieren zu können.“
Auch in Florenz im 16. Jahrhundert, wurde dem berühmten Architekten, Maler und Skulpteur Bernardo Buontalenti, ein Hobbykoch, die Aufgabe zugeteilt, kostspielige Feste zu organisieren und sowohl Italiener als auch Ausländer mit offenem Mund zurück zulassen. Buontalenti stellte sein „fabelhaftes Eiscremdessert“, welches er aus seinen eigenen Erfahrungen mit Zabaione und Früchten kreiert hat, vor und es wurde zu einem großen Erfolg. In Florenz ist es heute noch möglich, diese spezielle leckere Eiscreme, die nach ihm benannt worden ist, zu probieren.